Schötz: "Nicht nur Symptombekämpfung, sondern das Problem an den Wurzeln packen! – Gewalt gegen Pflegekräfte entschlossen begegnen."
Beleidigungen, Bedrohungen und tätliche Übergriffe gehören in Kliniken und im Rettungsdienst immer häufiger zum Alltag. Eine aktuelle Befragung des Deutschen Krankenhausinstituts zeigt: Drei Viertel der Kliniken verzeichnen steigende Gewalt, vor allem gegen Pflegekräfte.
Evelyn Schötz, Bundestagsabgeordnete der Linken und selbst fast 40 Jahre in der Pflege tätig, erklärt dazu: „Ich kenne es aus eigener Erfahrung: Ich wurde beschimpft, bespuckt, begrapscht und sogar einen Messerangriff musste ich erleben. Das belastet. Niemand, der für andere Menschen sorgt, sollte Angst haben müssen, bei der Arbeit beschimpft, bespuckt oder angegriffen zu werden.“
Studien zeigen, dass Gewalt in der Pflege viele Ursachen hat: Krankheitsbedingte Faktoren wie Demenz oder psychische Erkrankungen, das Gefühl von Kontrollverlust bei Patient:innen oder Missverständnisse in der Kommunikation. Gleichzeitig verstärken strukturelle Probleme wie Personalmangel, Überlastung oder fehlende Deeskalationstrainings die Konflikte. Gewalt ist also nicht nur ein individuelles, sondern vor allem ein systemisches Problem.
Schötz warnt deshalb davor, das Problem allein mit Strafverschärfungen lösen zu wollen: „Natürlich müssen Übergriffe konsequent verfolgt werden und Übergriffe auf Klinikpersonal strafrechtlich Übergriffen auf Rettungssanitäter und Feuerwehrleute gleichgestellt werden. Aber härtere Strafen ändern nichts daran, dass unsere Kliniken seit Jahren kaputtgespart werden. Personalmangel, überfüllte Stationen, lange Wartezeiten – das alles heizt Konflikte an. Wer Gesundheitspersonal in Kliniken wirklich schützen will, muss in mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und eine flächendeckende Gesundheitsversorgung investieren. Denn wenn ein kaputtgespartes System auf alleingelassene Hilfesuchende trifft, dann wird es brenzlig.“
Ein weiterer Punkt ist für Schötz besonders wichtig: „Im ganzen Land sehen wir groß angelegte Imagekampagnen für die Bundeswehr – Werben fürs Sterben –, während für diejenigen, die wirklich Großes leisten, die Pflegekräfte, Ärzt:innen und Rettungskräfte, kaum gesellschaftliche Anerkennung sichtbar ist. Das ist die völlig falsche Priorität. Statt Milliarden in militärische Werbung zu stecken, brauchen wir Kampagnen, die den Wert der Arbeit im Gesundheitswesen betonen und mehr Menschen für diese Berufe gewinnen. Ein solcher Kulturwandel kann auch zu weniger Gewalt beitragen."
Forderungen der Linken sind
- verbindliche Personaluntergrenzen und faire Löhne,
- Entlastung und Ausbau von Notaufnahmen,
- Stärkung von Suchtprävention, psychosozialer Versorgung und sozialer Unterstützung,
- ein unbürokratisches Meldesystem für Gewaltvorfälle, Sicherheitskonzepte in allen Kliniken sowie
- öffentliche Kampagnen für Respekt und Anerkennung der Beschäftigten im Gesundheitswesen.
Schötz abschließend: „Nicht nur Symptombekämpfung, sondern das Problem an den Wurzeln packen – das muss die Leitlinie sein. Unser Gesundheitspersonal hält das System am Laufen. Es verdient endlich Sicherheit, Respekt und Arbeitsbedingungen, die angstfreies Arbeiten ermöglichen.“

